71-Jähriger hat nach 800 km zu Fuß Santiago de Compostela erreicht
Von Jörg Müller
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Manche laufen ein Leben lang ihrem Traum hinterher. Nicht so Karl-Heinz Wewers. Der 71-Jährige hat sich seinen Lebenstraum erlaufen. Nach 800 Kilometern zu Fuß auf dem Jakobsweg ist er jetzt in Santiago de Compostela angekommen. Erschöpft - aber glücklich.
“Mir geht es phantastisch. Ich könnte die ganze Welt umarmen”, freut sich Wewers gegenüber der Stimbergzeitung, die ihn telefonisch wenige Meter vor der Kathedrale in der galizischen Metropole erreichte.
Am Montag, 16. März, war Karl-Heinz Wewers
gestartet. Zunächst mit dem Bus von Dortmund nach Saint-Jean-Pied de Port im
Süden Frankreichs am Fuße der Pyrenäen. Dort schnürte er einen Tag später seine
Stiefel und machte sich auf den Weg.
“Ich habe viele interessante Menschen kennen gelernt”, erzählt “der Karl”, wie
der Senior-Wanderer von seinen Mitstreitern auf dem Jakobsweg gerufen wird. Und
er hat viele fröhliche Tage, aber auch manch schmerzhafte Stunden auf dem
“Camino” hinter sich gebracht. Pilgern ist halt kein Zuckerschlecken.
Und das sollte es für Karl-Heinz Wewers auch
nicht sein. “Mit der Pilgerreise will ich mich dafür bedanken, dass ich mich von
einer schweren Krankheit erholen konnte und seit langem eine intakte Familie
habe”, erzählte Wewers kurz vor seiner Abreise.
Jetzt hat er im Pilgerbüro von Santiago die “Compostela” in Empfang genommen.
Ein Dokument, in dem bescheinigt ist, dass Carolum Henricus Wewers als echter
Fußpilger in Santiago angekommen ist. “Wir haben bei der Aushändigung der
Papiere vor Freude geweint”, ist der Oer-Erkenschwicker immer noch tief berührt.
Und gestern hat er nach gut sechs Wochen auch wieder seine Ehefrau Ursula in die
Arme schließen dürfen. Die ist ihm nach Santiago nachgeflogen.
Doch nicht etwa zum Ausspannen und Urlaub
machen. Schon heute geht es für das Ehepaar weiter. Wieder zu Fuß. Diesmal aber
“nur” 100 Kilometer. Denn spätestens in sechs Tagen wollen Ursula und Karl-Heinz
Wewers am Kap Finisterre, dem westlichsten Punkt Europas angekommen sein. Dort,
wo nach mittelalterlichen Kenntnissen der Menschheit die Welt endete, ist dann
auch die Reise von Karl-Heinz Wewers vorbei.
“Das war die größte Herausforderung meines Lebens”, ist sich Karl-Heinz Wewers
schon jetzt sicher. Am 08. Mai wird er wieder in seiner Heimat zurückerwartet.
29.04.2009 | Quelle: Medienhaus Bauer