Die 500 km Marke geknackt

Von Leon über Villar de Marzarife nach Hospital de Orbigo
25./26.Tag. Donnerstag/Freitag, den 09./10.04.2009
323 km bis 287 km vor Santiago

 

Spruch des Tages:

Darum will ich selbst sie verlocken.
Ich will sie in die Wüste hinausführen
und sie umwerben.
           Hosea 2,16

09.04.2009


Frühstück auf dem Weg nach Marzarife mit Dorothee

Um 6:30 Uhr war die Nacht herum. Um 7 Uhr war ich wieder auf dem camino. Es war noch dunkel und ich musste aufpassen, die gelben Pfeile nicht zu verfehlen. Es war ein langer Weg aus der Stadt. Irgendwann hat mich dann Dorothee eingeholt. Ich hatte sie am Vortag in Leon kennen gelernt. Wie sie mir erzählte, hatten sie zu Hause eine Pferdemetzgerei. Sie kommt aus Schuettorf in der Grafschaft Bentheim. Wir gingen zusammen bis nach Villar de Marzarife. Alle anderen Caminofreunde hatte ich am Vortag verabschiedet. Sie müssen größere Etappen machen als ich, weil ihr Flieger früher nach Hause startet als der meine. Wir quartierten uns in dem "Albergue Jesus" ein.

Hier in Marzarife habe ich heute die 500 km Marke geknackt. Es ist ein kleiner ruhiger Ort, und ich bin froh, wieder dem Gewühl von Leon entflohen zu sein. Weiterhin ist das Wetter schön, aber etwas kühler. Man muss schon etwas laufen, um die nötige Betriebstemperatur zu erreichen. Die Landschaft wird nun wieder hügeliger und erinnert an eine Dünenlandschaft, wobei ich mich immer noch auf einer Höhe zwischen 800 und 900 Metern bewege. In der Ferne sieht man schon die schneebedeckten Berge des Rabanal. Dieser Pass wird hinter Astorga zu bewältigen sein. Hoffentlich schlägt bis dahin das Wetter nicht um. Am Abend war ich in der hl. Messe. Danach habe ich gut gegessen und in einem Vier Personen-Zimmer gut geschlafen.

10.04.2009


Mit Silvia und Hans aus der Schweiz an der Brücke

Gestern Abend sah es bedrohlich nach Regen aus. Dale Carnegie hat schon festgestellt:
Warum soll man sich Gedanken oder Sorgen über das Morgen machen, wenn 95 % dieser Sorgen sich ohnehin nicht einstellen. Und so ist es auch heute wieder schön. Die Sonne lacht, der kalte Wild hat die Wolken vertrieben, und so wurde es ein schöner Marsch nach Hospital de Orbigo. Unterwegs lernte ich Silvia und Hans aus der Schweiz kennen. Wir haben über Gott und die Welt geplaudert. Silvia und Hans haben den Weg schon im vergangenen Jahr in Angriff genommen, bis Hans wegen gesundheitlicher Probleme in Leon abbrechen musste. Nun führen sie ihren Weg weiter. Habe hier die schöne Herberge “San Miguel” angesteuert, wo man sehr gut untergebracht ist.

Die im 13. Jh. über den Rio Orbigo errichtete 20-bögige Brücke ist die längste und älteste am Jakobsweg. Es gibt eine schöne Geschichte über die “Puente de Orbigo”, durch die sie sehr berühmt wurde. Im Jahre 1434 gelobte der Ritter Suero de Quinones 15 Tage vor und nach dem 25. Juli, dem Tag Santiagos, mit neun Genossen gegen jeden über die Brücke kommenden Ritter zu kämpfen. Durch die edle Tat wollte er sich von der Halsfessel befreien, die er sich als Zeichen seiner unglücklichen Liebe zu einer Edeldame hatte anlegen lassen. Don Suero und seine wackeren Freunde besiegten 166 Ritter und befreiten so den jungen Mann von seiner Liebesfessel.


Der Rio Orbigo

Nun noch ein paar Worte zum camino:
Diesen Weg nach Santiago gibt es seit über 1.000 Jahren. Millionen von Pilgern sind ihn schon gegangen. Es hat sich im Laufe der Jahre entlang des caminos eine Infrastruktur entwickelt, die ihresgleichen sucht. Man könnte den Weg auch glatt ohne Wanderführer schaffen. Er ist an allen Ecken und Enden mit gelben Pfeilen oder Jakobsmuscheln gekennzeichnet. Viele Wege wurden eingeebnet, und es gibt entlang des Weges ein geschlossenes Netz von Herbergen, Hostals und Hotels, in denen man Unterkunft finden kann. Vor allem findet man überall freundliche Menschen, die einem helfen, wenn es nötig ist.
In den Herbergen schläft man meistens für 5 bis 7 Euro oder eine Spende. Die Herbergen sind allesamt besser als ihr Ruf. Ich glaube, in den letzten Jahren ist hier viel investiert worden. Trotzdem gibt es ein paar Albergues, die noch sehr "rustikal" sind. Dennoch meine ich, darf man sie nicht verändern, denn die Freundschaft, die man dann dort erleben kann, wiegt wieder alles auf.

Wünsche nochmals allen ein frohes und segensreiches Osterfest. Auch meinen Segelfreunden, die ich im letzten Blog nicht besonders erwähnt habe. Ich freue und bedanke mich für die rege Anteilnahme und die vielen Kommentare, die ihr in meinem Blog verewigt habt.

8 Antworten auf “Die 500 km Marke geknackt.”

  1. Laeufer sagt:                                            Unbekannter Blog-Leser
    10.4.2009 bei 16:11

    Ich hatte schon immer großen Respekt vor Personen, die den Jakobsweg auf sich nehmen.
    Wünsche dir noch viel Glück und schöne Erfahrungen auf deinem Weg.

     

  2. Jürgen sagt:                                                Mein Sohn
    10.4.2009 bei 16:43        

    Hola Karl-Heinz,

    Wir machen uns gleich auf den Weg in die Schweiz. Das wird klimatisch schon ein großer
    Unterschied werden (heute bei 25 Grad in kurzer Hose im Garten, morgen mit langer Unterhose
    und Handschuhen auf 3600 m
    zwischen Gletscherspalten).

    Wenn wir aus unserem Urlaub zurück sind, hast du gerade noch 100 km Marke vor Dir. Respekt.
    Hoffe, Dein Fuß hält weiterhin so gut. Wir wünschen Dir alle ein schönes Osterfest auf dem
    Camino die 4 Kölner

    P.S.: dein Jakobus könnte so langsam auch mal etwas für den FC Bayern machen.
    Sags’s ihm ruhig mal…

    Antwort: Für die Borussia habe ich schon eine Kerze angesteckt, es hilft.
                    Wenn ich aber an diesen Hoenestyp denke, den ich getroffen habe, na ich weis nicht,
                    Kerze für Bayen-München, nein!
     

     

  3. Schreil & Gassen sagt:                            Schwiegereltern von Jürgen samt Anhang
    10.4.2009 bei 18:47

    Buenos Tardes Kalle, schöne Ostertage in der Ferne aus O-E. ! Weiter so!! Elli und Wolle, Sabine,
    Christof, Finn und Milla

     

  4. Winkelmannn-Clan sagt:                        Mein Freund samt Anhang
    11.4.2009 bei 10:56 | bearbeiten

    Hallo Karl-Heinz,
    wir wünschen dir aus Oer ein schönes u. gesegnetes Osterfest.
    Deinen Weg beobachten wir mit Bewunderung u. Hochachtung.

    Viele Grüße
    der Winkelmann-Clan

     

  5. Silvia sagt:                                                Jakobspilgerfreundin
    11.4.2009 bei 17:06

    Hola Karl-Heinz,
    auf diesem Wege ein gesegnetes Osterfest wünscht dir Silvia. Es ist sicher etwas ganz
    besonderes Ostern auf dem Camino feiern zu dürfen - genieße es!
    Nur noch 51 Tage……, dann komme ich nach!

     

  6. Friedhelm Gerbig sagt:                            Segelfreunde
    11.4.2009 bei 19:51

    Hallo Karl-Heinz,
    mit großer Bewunderung nehmen wir in Gedanken an Deinem Pilgerweg teil - eine tolle Leistung!
    Wir haben gestern bei strahlendem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen unser Boot
    zu Wasser gelassen.
    Auch wir möchten Dir ein zufriedenes Osterfest eine gute Kondition und alles Gute weiterhin von
    Herzen wünschen!
    Karla und Friedhelm

     

  7. Arnold sagt:                                                Mein Freund aus Toronto
    11.4.2009 bei 22:54

    Hallo Kalla
    Heute, K-Samstag, ist für die Spanier ein besonderer Tag. Wie Du schon von Leon berichtest muss
    man diese Prozessionen miterlebt haben. Vor ein paar Jahren waren wir an diesem Abend in Sevilla
    wo heute tausende mit Spitzhüten und Kutten verkleidet, barfuss oder auf Sandalen, zur Busse in
    den Prozession laufen. Während es Dir vorkommt fast allein auf El Camino zu sein begleiten Dich in
    dieser Nacht Deine spanischen Sinnesbrüder auf der Besteigung des Siebenstöckigen Berges.
    Frohe Ostern
    Schrittmacher Arnold - der jüngere
  8.  
  9. Norbert Biewald sagt:                                Sangesbruder und Sangesschwester
    12.4.2009 bei 01:23 | bearbeiten

    Hallo Karl-Heinz,
    auch wir wünschen Dir ein frohes Osterfest auf Deinem Wege. Jetzt hast Du schon 500 km hinter Dir.
    Das ist eine beachtliche Leistung. Wir wünschen Dir weiterhin alles Gute und werden Deinen Weg per
    Internet verfolgen!

    Alles Gute
    Maria und Norbert

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