2007 Ein Frieslandtörn mit Segelkollegen
Vom 13.04. bis 19.04.2007

Uli Mai / Karl-Heinz Wewers

Am Freitag, dem 13.04.07 geht es wieder los zu unserer alljährlichen Bootstour.

Um 10 Uhr soll der Start sein, nur  Walter fehlt. Eine halbe Stunde später ist er bei uns mit der Erklärung, er habe so lange an einer geschlossenen Bahnschranke gestanden.

Das Wetter ist natürlich wie für uns gemacht. Es ist wie immer, also super. Im Nu sind die Plätze in den Fahrzeugen eingenommen, und es geht los in Richtung Grenze. Der Verkehr auf der Autobahn war gering, und so hatten wir eine flotte Fahrt.  Den  ersten Halt machten wir in Sneek, um Brot und Bier zu bunkern.

Das Ziel erreichen wir um 15 Uhr in Dijken beim Watersport“ De Hoek“

Dank unserer Erfahrung für so einen Törn, ist das Boot im nu in besitz genommen, die Schlafordnung geregelt, und um 17 Uhr konnten wir ablegen. Bei einr ¾ Stunde Wartezeit an einer Brücke, gelang es mit einem Ableger die Gemütlichkeit zu steigern. Einen Anleger für die Nacht fanden wir im Hafen Domp2 in Sneek.

Vor  dem von uns herbeigesehnten Kartenspiel offerierte uns der „chef de cuisine“ Karl-Heinz, als Abendmenü „Black Tiger“ Riesengarnelen mit Sahnesauce und reichlich Knoblauch.

Eine Bemerkung zum Kartenspiel - wie konnte es anders sein- das Geld ging ins Vorschiff. (Da schliefen Uli und Karl-Heinz)

Der nächste Tag,  Samstag, der 14.04.07, weckte uns um 9 Uhr mit einem super Wetter. Alle hatten gut geschlafen. Das lag wohl an den melodischen Geräuschen der Nacht .Ich glaube, jeder hat sich bemüht, einen anderen Tonfall anzustimmen!! Nach dem Frühstück mit den restlichen Garnelen, legten wir ab und fuhren bei einem tollen Licht der tief stehenden Sonne, die die Wellen erglitzern ließ, in Richtung Heeger-Meer.

Bei der Fahrt durch diese wunderschöne Wasserlandschaft erwachte in uns der Wunsch nach Kaffee und Kuchen. Die Insel „Kruspölle“ bot einen guten Anlegeplatz. Welche Kaffee-Sorte wir wählen sollten war schon klar, aber bei dem reichhaltigen Angebot des Kuchens wurde es schon schwieriger. Mehrere Sorten standen zur Auswahl und wurden nach Wunsch serviert.

Nach weiteren 2 Stunden nahmen wir  Kurs auf Stavoren. In flotter Fahrt bei tollem Sonnenschein und angenehmen Temperaturen erreichten wir Warns. Von hier sind es noch ca.5 Km. bis Stavoren, nur nutzte das wenig, wenn eine Eisenbahnbrücke bis 18 Uhr gesperrt ist. Für uns kein Problem: 15 Km. zurück und der Kurs auf Workum wurde abgesteckt.

Bei so einem schönen Wetter ist der Weg das Ziel. Im Bauwsma-Hafen machten wir um 19 Uhr fest. Zum Abendessen erwarteten uns „Filetspitzen mit Spätzle“. Für das nachfolgende Bier an Deck musste man einen Pullover überziehen, es war zum ersten mal zu frisch. Der Abend brachte Karl Heinz durch positives Denken den gewünschten Erfolg. Er hat alles abgeräumt. Der Gewinn kannte seinen Weg und landete im Vorschiff.

Sonntag, der 15.04.07  Die Fahrt durch Workum zur Schleuse wurde zu einem schönen Auftakt für diesen Tag. Wir fuhren  durch ein wunderschönes, lang gezogenes Städtchen. Workum erhielt im 15. Jahrhundert die Stadtrechte und erlebte als Hafenstadt seine Blütezeit im 17. Jahrhundert. Haupteinkunftsquellen waren der Überseehandel und der Transport und Verkauf von Aalen nach London. In der Seeschleuse kam dann der Schleusenwärter und wollte von uns Geld haben. Meinen 50 € Schein konnte er nicht wechseln, daher hat er erst die anderen Mitschleuser abkassiert, um Kleingeld zu bekommen. Danach gab er mir das Wechselgeld, die Schleuse öffnete sich, und auf uns wartete das Ijsselmeer.

Der Kurs auf Stavoren wurde abgesteckt. Keine Wellen und kaum Wind vergönnten uns eine schöne Fahrt auf dem Ijsselmeer und das noch bei herrlichen Sonnenschein. Das Bootsaufkommen auf dem Ijsselmeer ist ganz schön groß. Gut, dass wir ein Motorschiff haben und sehr gut damit manövrieren können, denn die Segler warteten alle auf Wind. Angelegt in Stavoren haben wir direkt hinter der Schleuse. Nach einem Spaziergang zum alten Hafen sahen wir „Het Vrouwtje van Stavoren“, eine Figur aus der Geschichte der Stadt. Sie stellt eine reiche Witwe dar, die einem Kapitän den Auftrag gegeben hat: „ Bring mir das Kostbarste was es auf dieser Erde gibt!“ Nach langer Zeit sei der Kapitän zurückgekommen und habe ein Schiff, voll beladen mit Getreide, gebracht. Die Witwe sei in Wut geraten und habe das Getreide vor dem Hafen über Bord werfen lassen. Das Getreide habe den Hafen dicht gespült, und von nun an sei es mit der Stadt bergab gegangen. Das „Vrouwtje van Stavoren“ steht immer noch am Hafen – als Denkmal.

In der Nähe an einem Imbisstand mundete uns ein Matjes-Brötchen recht gut. Der Ort wurde von Porsche-Fahrern heimgesucht. So viele Autos ds gleichen Typs habe ich noch nie auf einem Haufen gesehen, denn so preiswert sind  diese Teilchen ja auch nicht. Aus ganz Nederland müssen sie hierhin wohl eine Zielfahrt gemacht haben. Als wir zurück zu unserem Schiff kamen, haben wir uns noch ein Bierchen in dem Lokal an der Schleuse munden lassen, und erst danach  konnten  wir ablegen.

Die Temperatur: In der Sonne 26° im Schatten 19°und wir sitzen an Deck. Der nächster Halt ist in einem Ort mit Namen Galamadammen, und wir stehen an der  gleichen Brücke wie gestern, nur von der anderen Seite. Nach einer halben Stunde Wartezeit konnten wir die Fahrt fortsetzen. Am Abend, so gegen  19:45 Uhr, lagen wir in Waudsend im Hafen de Rakken fest. Unser „chef de cuisine“ versorgte uns dann mit einem Abendessen und mit einer guten Unterlage der Flüssigkeiten beim Kartenspiel. Über die Sieger des Abends will ich gar nicht reden! Das Geld ging wieder ins Vorschiff.

Montag, der 16.04., beschert uns ein Traumwetter. Wir  müssen neues Bier besorgen, also gibt es nur eins, die Leinen los, und  ab nach Lemmer. Auf der Fahrt nach Lemmer, in Sloten hat uns ein Brückenwärter gesehen und schnell Pause gemacht. Nach 1:1/2 Std. kam er wieder, und wir hatten sooo’nen  Hals durch die Warterei bekommen. Na ja,  Kaffee und Kuchen haben uns die Zeit erträglich erscheinen lassen.

Ein schöner Liegeplatz an der alten Gracht in Lemmer wartete auf uns. Die Sonne scheint, es ist 16 Uhr, und wir machen uns landfein. Ein kleinerGang durch den Ort schließt sich an. 1-2 Bier haben wir an der alten Stadtschleuse zu uns genommen. Die Sonne knallte so herrlich  bis 18 Uhr in die Terrasse des Lokals und heizte ganz schön ein. Es können aber auch die Nachbarrinnen vom Nebentisch gewesen sein. Leider sind wir 40 Jahre älter. Zurück im Schiff erwartet uns das Abendessen, es gab „Rührei mit Schinken“ 

Dienstag, der 17. 04. 07. Es ist bewölkt und kalt. Für unser Frühstück hatte ich für 12 Brötchen und ein Brot 8 € ausgegeben. Das war nicht preiswert, aber gut. Wie an jedem Morgen fordert die Hygiene  ihr Recht. Da in Sneek ein neues Toilettenhaus gebaut wird, hat man als Ersatz einen Container installiert, der erst um 9 Uhr geöffnet ist. Doch was tun, wenn man schon um 8 Uhr ein dringendes Bedürfnis hat? Na ja, er hat es noch mit viel Druck zwar, aber dennoch zum Schiff zurück geschafft. Die Toiletten–Beschließerin sprach hinterher von einem Rückgang der Besucher um die 30%. Wo bleiben die Deutschen denn, fragte sie?

Das nächste Ziel ist Heerenveen. Dort erreichen wir um wir um 15 Uhr den Passantenhafen. Dieser Hafen und das Umfeld waren nicht unser Fall. Nach  Kaffee und Kuchen legten wir wieder ab. Die Fahrt ging durch viel Landwirtschaft und sogar einige Rehe standen in der Gegend. Eine menge Häuser will man verkaufen und als Grund schiebt man alles auf den €uro. Es können aber auch die neuen Gebiete in Berlin und Mec- Pom. sein. Der Witz bei der Sache: die Holländer machen sich in den Deutschen Ostgebieten selbst Konkurrenz. An der nächsten Brücke hatten wir eine Stunde Wartezeit. Es war ein Eisenbahnübergang. Der Zug wollte und wollte nicht kommen. Für uns blieben nur 5 Meter, um an einem Steg festzumachen. Mit etwas gutem Willen hätte man uns mehr Platz geben können. (Die Kollegen waren eben nicht so freundlich zu uns) Nun, wir haben es auch so geschafft. Die Festmacher bildeten ein filigranes Netz zu dem Steg, und jede Spinne hätte auf uns stolz sein können. Als Andenken hatten wir einige Striemen am Schiff, die ich mit Zahnpasta und einem Puckischwamm entfernen konnte.

Akkrum, naht und ein Hafen wird angesteuert. Dort wollte das Schiff nicht aufstoppen!!! Der Rückwärtsgang brachte keine Wirkung.       -Ach du dickes Ei!!!!-

Mit sehr viel Glück und Können der Mannschaft ist es dennoch gelungen, das Schiff  knitterfrei in eine Box zu bekommen. Das Schönste bei diesem Manöver war,  jeder wusste was er zu tun hatte. Keiner hat dem anderen hereingeredet, was sonst schon mal der Fall war. Manchmal geschah dieses auch lautstark. Seltsam - so geht es besser und ruhiger. Mit einem Leatherman hat  Walter den Bautenzug zum Getriebe repariert, und am nächsten Tag konnten wir wieder losfahren. Es ist schon toll und beruhigend, solche Fachleute an Bord zu haben. Der Ort Akkrum befindet sich vom Hafen aus in einiger Entfernung. Den Weg dahin hat uns  Karl-Heinz erspart, da er unseren Hunger mit einer Tomatensuppe  gestillt hatte. Wir kommen einfach nicht in eine Kneipe!

Mittwoch, der 18.04.07.  Die Sonne scheint, aber es ist empfindlich kalt geworden. Nach dem Erwachen um 8 Uhr, konnten wir die neuen Einrichtungen des Hafens nutzen. Nach einem ausgiebigen Frühstück um 10 Uhr haben wir in Richtung Prinzenhof abgelegt. Die Fahrt führte uns über eine Autobahn, wirklich. Es ist ein seltsames Gefühl, mit einer Yacht eine Autobahn zu queren, dazu noch in einer mit Wasser gefüllten Brücke, wenn man so will. Bei herrlichem Sonnenschein und erholsamer Ruhe gab es auf der Terrasse des Hotels Princenhof Kaffee und heiße Schokolade und dazu Appelgebäck: die Welt ist wieder in Ordnung.

Zurück auf dem Schiff betrachten wir die Wolken am Himmel und eine Entenmutter mit 12 Jungen, so 1-2 Tage alt, die darauf warten, von uns gefüttert zu werden. In den kleinen Wellen spiegelt sich die Sonne – nur das Schnarchen unserer Yachties unterbricht diese Idylle.    

15 Uhr - K-H wird unruhig -. “Er“ hat genug geschlafen und legt ab in Richtung Grouw. Nach drei Stunden Fahrt haben wir in einem Hafen dort festgemacht. Jetzt hatten wir die Möglichkeit, Fisch zu essen und ein gezapftes Bier zu trinken. Hurtigen Fußes machten wir einen Stadtrundgang und  zu unserem Erstaunen hatten viele Lokale noch  geschlossen. An einem Platz im Ort sind wir dann fündig geworden. Ein guter Entschluss. In diesem freundlichen Lokal haben wir uns für Lachs, gratinierte Bratkartoffeln, mit einer Lötlampe gratiniert und Fenchel mit Aprikose entschieden. Es hat sehr gut gemundet. Zum Abschluss hat uns der Wirt noch einen Absacker ausgegeben, auch gut. Am Abend auf unserem Boot wurde der Gewinn des Kartenspiels mit beiden Händen wieder ins Vorschiff geschaufelt.

Donnerstag, der 19.04.07. Das Wetter ist sonnig und kalt und dazu noch windig. Abgelegt haben wir auf den einsamen Wunsch eines unserer Crewmitglieder in Richtung Terhorne. Auf dem großen Wasser kommt der Wind von vorne und grünes Wasser in ausreichender Menge über. Helmut hat es auf den Punkt gebracht und gesagt, kein Mensch macht bei so einem Wetter ( kalt, Wind so 5-6 Bf) eine Bootsfahrt, nur dahinten sind noch zwei so Bekloppte. Das Schicksal war uns gnädig, wir machten eine Drehung und sind in Sneek ausgekommen. Terhorne ist uns dadurch erspart geblieben. In Sneek haben wir mitten in der Stadt festgemacht. Mit einem Angebot für eine leckere Suppe, wollte uns unser „chef de cuisine“ von einem Landgang ablenken. Die Aussicht auf den  Ort, die Matjes-Brötchen und auf Backfisch haben aber dann zum Verlassen des Bootes geführt.

Zum Abschluss unseres Aufenthaltes in Sneek wurden dann in einem  Straßenkaffee die Reste der Bordkasse in Kaffee, eine Schokolade und in Appelgebäck umgesetzt. Am Nachmittag steuerten wir dann schon wieder den Heimathafen an, der  proppevoll war. Uns musste bei engem Fahrwasser eine kleine Lücke reichen. Ganz schön kitzelig.  

Karl-Heinz stand am Ruder, Helmut und Horst auf dem Vorschiff,  Manfred in der Mitte des Bootes und Walter und ich am Heck. Wir beide übten uns im Lassowerfen. Der Festmacher flog in die richtige Richtung, traf nur den Poller nicht. Jetzt kam die Einlage von Manfred: Behände setzte er vom Boot auf den 50 cm breiten Steg, wir reichten ihm den Festmacher, und nur auf die Kraft seiner Arme vertrauend - den Poller hat er verschmäht - hielt er das Boot an. Wie er auf dem kleinen Steg mit den Füssen dem Druck des Bootes gegenhalten konnte, war schon bühnenreif und fast ein Wunder. Wir hatten Erfolg, das Boot lag sicher vertäut, und kein neuer Kratzer verunzierte die Bordwand.

Unser Gepäck wurde auf die Fahrzeuge verteilt. Dann ging es flugs ab nach Hause. Meine Jacke und eine Sonnenbrille wollten nicht mit, sie sind auf dem Boot geblieben. Die Sonnenbrille hat sich eine Woche später wieder eingestellt, und meine Jacke wurde durch den Hermes-Versand zu mir nach Hause überstellt.

Ein Törn durch fast ein „Heimatrevier“ war zu Ende. So viel Neues und Spannendes war daher diesmal für uns nicht dabei. Alles in allem aber eine schöne Woche.

Wir hoffen auf den nächsten Vorschlag, nicht wahr Karl Heinz!!??